Solawi-Hofpost Nr. 37/2018

Liebe ZukunftsBauern,

Zum Wochenstart gibt’s wieder frische Hofpost aus derSolawi Lenzwald!

Die nächste Ernte

Unsere MitgärtnerInnen dürfen diese Woche u.a. Grünkohl, Wirsing, Kartoffeln, Zwiebeln, Tomaten, Gurken, Paprika, Bohnen, Mangold, Salat, Kohlrabi, Zucchini und Kräuter genießen!

 

Solawi-Café

Nächste Woche findet unser Ernte-Dank-Solawi-Café statt! Die Herbst-Tagundnacht-Gleiche steht bevor und die Früchte reifen. Gemeinsam wollen wir die Ernte würdigen und das Erreichte feiern! Wir beginnen mit einem Rundgang, anschließend ist Zeit für Wertschätzung, Ratschn, Feiern, Essen, Musizieren.

Kühlraum

Die Ernte verspricht sehr üppig zu werden – allein Karotten und Kohl werden wohl unser Kühlhaus füllen. Deshalb brauchen wir für die Zeit von ca. Mitte Oktober bis Januar weitere Kühlmöglichkeiten. Das kann ein weiterer Kühlraum (nur Isolierung, keine aktive Kühlung durch Aggregat) sein, den wir am Lenzwald aufstellen oder ein Kühlraum im Umkreis, den wir mieten können. Hat jemand Ideen, Kontakte, Möglichkeiten?

Blickpunkte

Diese Woche ist eine Menge passiert!

SolawiRatsch mit frischem Apfelsaft zum Beispiel:

Vergangenen Donnerstag haben wir im spontanen Besein einiger MitgärtnerInnen Bodenproben gezogen und Spatendiagnosen gemacht. Das war spannend und aufschlussreich. Bei der Spatendiagnose wird ein Bodenquader ausgestochen, um den Bodenzustand anhand von Eigenschaften wie Humusgehalt, Krümelung, Durchwurzelung, Poren, Bodenfauna uvm. zu bewerten. Dabei werden verschiedene Bodentiefen mit Noten von 1 bis 5 bonitiert, wobei 1 schlechte Struktur und akuten Handlungsbedarf und 5 eine „optimale“ Struktur darstellt.

Die Oberfläche aller gemulchten Flächen war sehr belebt, krümelig, porig, die Regenwürmer sind aufgrund der jetzt niedrigeren Temperaturen wieder an der Oberfläche. Keine Verschlämmung zu beobachten wie bei freiliegendem Boden üblich. Die Noten waren meist 4-5. Der obere Bereich der Oberkrume (0 bis ca. 15 cm) war überwiegend gut strukturiert und durchwurzelt, mit vielen Poren, belebt, krümelig, lebend verbaut von Bodenorganismen (v.a. Bakterienschleim, Wurmkot, siehe Bild!). Noten waren überwiegend bei 4. Bei einigen Proben war unterhalb dieser Tiefe noch deutlich Verdichtung erkennbar, und entsprechend weniger Wurzeln, schwachere Krümelstruktur bzw. dichtere Bodenaggregate, weniger Bodenfauna – Noten 2-3. Der Mulch, die schonenende Bodenbearbeitung und Wildkräuter/Gründüngung sind wichtige Schlüssel zum Bodenaufbau, der beim Mulch zunächst vor allem von oben nach unten wirkt. Am Mörnfeld z.B. arbeiten wir ja erst in der zweiten Saison regenerativ und dennoch ist ein beachtlicher Strukturaufbau gegenüber letztem Jahr erkennbar. Dieser reicht bisher eben nur bis ca. 15 cm Tiefe (letztes Jahr eher 7-10 cm). Auch eine Frage der Zeit also. Auch am Lenzwald, auf ehemaligem Dauergrünland, ist im Unterboden noch Verdichtung erkennbar, auch wenn der Boden hier insgesamt nicht so schwer ist.

Je länger und dezidierter wir regenerativ arbeiten (also gezielt Gründüngung, Tiefenlockerung, Mulch, Rindermist, ggf. Mikroorganismen-Präparate zur Aktivierung der Mikroflora etc.), desto näher rückt die Möglichkeit, auf den Pflug verzichten zu können und lediglich flach zu bearbeiten (Nur am Mörnfeld war der Pflug bisher notwendig, am Lenzwald nicht). Dadurch können sich im Boden vermehrt Pilze entwickeln, die durch ihre Hyphen das ganze Bodenleben noch stärker vernetzen und mit Pflanzenwurzeln Zucker gegen Nährstoffe und Wasser tauschen.

Zusätzlich zur Spatendiagnose haben wir mit einem Bohrstock Bodenproben gezogen, die auf Humusgehalt, einzelne Nährstoffe und biologische Aktivität untersucht werden. Die Daten, auch im Vergleich zu den beiden vergangenen Jahren, zeigen wir Euch sobald die Ergebnisse da sind!

Der erste Satz Feldsalat sowie Postelein und Asia-Salat sind gesät! Pflanzung ist dann in ca. 4 Wochen. Hinzu kommt noch Spinat, dann sind die Gewächshäuser für den Winter belegt.

Unser Mörnfeld ist ein wahres Biotop! Feldgrille, Grünes Heupferd, Laufkäfer, Marienkäfer, Wanzen sowie etliche Schmetterlingsarten (u.a. Zitronenfalter, Landkärtchen, Admiral, Heufalter, Tagpfauenauge, Kohlweißling, Kaisermantel) finden hier Lebensraum. Durch die angrenzende Gründüngungsfläche mit vielen Insektenfutter-Pflanzen ist das Areal noch belebter geworden. Letzte Woche haben wir die ersten Raupen des Schwalbenschwanzes entdeckt (siehe Bild!). Der steht in Bayern auf der Vorwarnliste der Roten Liste, ist also nicht mehr so akut gefährdet aber selten. Und in intensiven Ackerbauregionen wie bei uns schwindet sein Lebensraum. Unser Anbau zeigt, dass Naturschutz und Landwirtschaft nicht nur zusammen möglich sind, sondern sich ergänzen! Die Insektenvielfalt fördert nämlich auch das Gleichgewicht zwischen „Schädlingen“ und natürlich Räubern.

Neben Tieren und Pflanzen ist das Mörnfeld auch immer wieder von Menschen belebt – so z.B. bei der eher spontanen Karotten-Aktion! Jetzt sind alle vier Beete wieder von Distel, Franzosenkraut und co. befreit und stehen prächtig da! Anschließend gabs a zünftige Brotzeit und im wahrsten Sinne des Wortes Gespräche über Gott und die Welt 🙂

Tragt die Botschaft unseres Biotops weiter! Eine lebensfördernde und lebenswerte Landwirtschaft ist möglich. Und das hat auch was mit Wählen zu tun (14.10.!). Und dafür lohnt es sich auch auf die Straße zu gehen! Am Samstag, den 6. Oktober ruft ein breites Bündnis in MünchenMia Ham’s Satt!“ Wer geht hin?

Eins noch: Ich hatte den Impuls, nochmal über die geistigen Grundlagen der Solidarischen Landwirtschaft zu lesen und bin aufs Neue absolut inspiriert von den Leitideen der „Gründer“! Das ist genau das, was unsere Landwirtschaft und Gesellschaft braucht: Höfe der Zukunft!

Dabei ist der Begriff Solidarische Landwirtschaft „…etwas irreführend. Er unterstellt, dass das Problem in fehlender Unterstützung der Landwirtschaft liegt. So wichtig und nötig das auch sein mag, ist es aber sekundär. Vordringlich ist nicht die Unterstützung der Höfe durch die Gemeinschaft, sondern die Gemeinschaft kann nur durch die Landwirtschaft erhalten werden. Dies ist eine Existenzbedingung, keine Sache von Gefälligkeit. Wir haben keine Wahl zu entscheiden, ob wir Landwirtschaft betreiben oder nicht, wie wir entscheiden, ob wir ein Fernsehstück produzieren oder nicht. Deshalb müssen wir selbst entweder anbauen oder die Anbauer unterstützen, jeder von uns, zu jedem Preis. Wir können die Landwirtschaft nicht aufgeben, weil sie unbequem ist oder sich nicht rechnet.
(Aus: Höfe der Zukunft von Trauger Groh – sehr empfehlenswert und direkt zu beziehen über den Verlag unter http://www.lebendigeerde.de/index.php?id=buch13)Dabei leisten lebendige Höfe Unschätzbares: Sie liefern gesunde, lebensspendende Nahrung; sie regenerieren und erhalten eine gesunde Umwelt; und sie bieten elementare Erfahrungsfelder für die Erziehung des Menschen! Lasst uns Höfe der Zukunft lebendig gestalten und mit anderen Höfen vernetzen, so dass eine LANDWIRTSCHAFT der Zukunft JETZT möglich wird!

Bewegte Grüße,

Euer Gabriel
Für die Gärtner