Liebe Solawi-Fans,
Die Säfte steigen! Temperaturen und Kräfte, die sonst oft den März beherrschen, sind schon Mitte Februar spürbar und locken ins Freie.
Heute haben Tassilo und ich das Anzuchthaus hergerichtet – er mit dem Akkuschrauber (Dachplatten befestigen) und ich mit der Schaufel (Boden mit Kies auffüllen). Diese Woche säen wir die Paprika für dieses Jahr aus. Könnt Ihr Sie schon schmecken, die süßen gelben und roten Früchte, knackig frisch und saftig? Sellerie, Petersilie und Schnittlauch haben wir letzte Woche ausgesät.
Schaut mal, eine keimende Eichel und eine Raupe im Mulch!
Morgen kommt der zweite Satz Feldsalat in die Kisten unserer MitgärtnerInnen! Er ist noch etwas kleiner, noch ganz grün und nährt uns hoffentlich noch lange, bevor er in die Blüte geht!
Den Boden bereiten
Heute waren Layla, Tassilo und ich am Mörnfeld, um die letzten Lauchs/Läuche sowie eine handvoll Rosen- und Grünköhler zu ernten – auch damit das Feld frei ist für die diesjährige Bodenbearbeitung. Doch der Boden ist noch tief gefroren, weder Lauch noch Zaunpfähle lassen sich aus ihm herausziehen. So haben wir nur den Zaun gelöst und Kohl geerntet und warten nun, bis der Boden auftaut.
Vergangenen Freitag waren Tassilo und ich bei unseren Mitgärtnern und Verpächtern Franz und Luise, um die Bodenbereitung für dieses Jahr zu besprechen. Nach einigem für und wieder hatten wir schließlich entschieden, dieses Jahr nochmal zu pflügen, und zwar das ganze Feld, also auch der Teil, der letztes Jahr Blühstreifen war und jetzt dazukommt. Der Boden neigt nach wie vor zu Verdichtung, die wiederum zu einem sauren Milieu führt. Darin fühlen sich Pflanzen und Mikroorganismen nicht so wohl. Eine Lockerung ist also angesagt. Dass das Pflügen in gewisser Weise aber nur Symptombehandlung ist, ist klar. Denn das Pflügen selber führt auf Dauer zu einer Pflugsohle, bei der sich unterhalb der Bearbeitungstiefe eine verfestigte Schicht bildet. Außerdem stört wendendes Pflügen den Boden schon sehr stark und damit auch seine natürliche Fähigkeit zur Selbst-Regeneration. Jetzt ist aber der Boden so gefroren, dass man mit den Pflugscharen gar nicht reinkommt. Abhängig vom Wetter, müssen wir mit Franz jetzt neu drauf schauen, welche Bearbeitung in Frage kommt und wann.
Unser Boden ist das wertvollste Gut, das wir als Menschen „haben“ – und er ist in Gefahr: https://www.zeit.de/2019/06/erdboden-erdkruste-oekosystem-bodenfruchtbarkeit-landwirtschaft/komplettansicht
Der Artikel schließt damit, dass es weltweit immer noch an praktischem Wissen fehle – das mag für manche Situationen, Regionen und Bodentypen zutreffen. Hier in Mitteleuropa aber ist die Sache recht klar: Es braucht vor allem Lockerung, Aktivierung des Bodenlebens, Ernährung des Bodenlebens, Minimierung der Bearbeitung und möglichst ununterbrochenen Pflanzenbewuchs in Vielfalt.
Was dem entegegen steht ist aus meiner Sicht vielmehr fehlendes Bewusstsein, die Politik, die Agrarförderung und fehlender WILLE! Das spiegelt sich auch im Geld!
Die Agrarförderung könnte auch genutzt werden, um flächendeckend Landwirte über Maschinenringe mit regenerativer Ackerbautechnik auszustatten (Tiefenlockerung, Direktsaat, oberflächliche Einarbeitung) und z.B. den einmaligen Bodenaktivator, ein Spezialsubstrat zum Bodenaufbau, zu finanzieren.
Entwickelt hat diesen Bodenaktivator in jahrelanger, selbst finanzierter Forschung der Humus-Experte Gerald Dunst. Das Vorbild ist die fruchtbare Schwarzerde Terra Preta aus dem Amazonas-Gebiet. Im Prinzip wird Holzkohle mit Dünger aufgeladen und dann mit lehmiger Erde kompostiert. Heraus kommt ein Substrat, das den Boden buchstäblich aktiviert, weil es seine Fähigkeit zur Nährstoff-Speicherung und seine Funktion als Habitat für Bodenlebewesen und Pflanzenwurzeln wieder herstellt bzw. verbessert. Mit entsprechender Bewirtschaftung und guter Ernährung des Bodenlebens erhöht der Boden seine Fruchtbarkeit dann fortwährend selber!
Gerald hat dieses Produkt entwickelt – aber abnehmen tun es eigentlich nur Hobbygärtner. Denn die landwirtschaftlich notwendige „Dosis“ Bodenaktivator kostet einmalig ca. 18.000€ pro Hektar!
Die für Deutschland notwendige Investition, um die 11,7 Mio. Hektar Ackerfläche zu aktivieren: 210 Milliarden €.
Zum Vergleich: Der Bundeshaushalt 2019 beträgt 356 Milliarden €, davon 6 Milliarden € für „Ernährung und Agrar“ (Platz 13 von 17). Da geht noch mehr, denke ich.
Lasst uns also den Boden bereiten für eine Landwirtschaft, die Lebendigkeit AUFBAUT und Beziehungen STÄRKT!
Eine beschwingte Woche und frühlingliche Grüße,
Euer Gabriel
Für die Gärtner